Dieser Nachricht liegt folgender Sachverhalt zugrunde: Ursprünglich bewohnte den Obersteiner Herrensitz das Geschlecht derer von Stein oder auch Bosselstein genannt. Hier heiratete die Familie von Daun in der Eifel ein, welche die alten Ritter von (Ober-)Stein langsam aus ihrem Stammsitz verdrängte. Dabei kam es offenbar zu Erbstreitigkeiten. Jedenfalls lässt sich allgemein feststellen, dass die Familie Daun nach und nach in wohlhabendere Verhältnisse gelangte als die alten Obersteiner, was gewiss zu Neid und Hass führte. Wilhelm Bossel von Stein erbaute schließlich 1285 eine Burg in Nohfelden, vielleicht um weiteren Streitigkeiten aus dem Wege zu gehen. Nach seinem um 1303 erfolgten Tode gerieten seine Söhne in finanzielle Schwierigkeiten. Vor diesem Hintergrund ist der Mord an dem Vetter zu sehen, der sich Ende 1328 oder Anfang 1329 zugetragen haben muss. Der Täter war offenbar Eberhard Bossel von Stein, dessen Vater einst selbst noch auf der nach seiner Familie benannten alten Burg in Oberstein gewohnt hatte.
Aus zwei inzwischen im Hauptstaatsarchiv in Düsseldorf entdeckten Handschriften, welche allerdings erst rd. 200 bzw. 280 Jahre später entstanden sind, lassen sich noch weitere Einzelheiten ermitteln, wobei gewisse Ähnlichkeiten zum Inhalt der Sage nicht zu verkennen sind: Das Opfer Wirich von Daun soll ein ernster und finsterer Geselle gewesen sein (so wird in der Sage der eigentliche Mörder geschildert). Als Todesursache wird weder ein Sturz vom Fels noch ein Pfeilschuss, sondern ein Erschlagen im Bett angegeben.
Die Nachfolge Wirichs als Obersteiner Regent übernahm sein Stiefbruder Cuno, der (und nun auch wiederum interessante Anklänge an die Sage) wegen Familienstreitigkeiten Oberstein verlassen hatte und Mitglied der Deutschordensritter geworden war. Als solchen verschlug es ihn allerdings nicht nach Palästina, sondern nach Preußen und Livland, wo man ihn nach dem Mord an Wirich suchen ließ, um ihm die Regentschaft in Oberstein anzutragen. Dieser Cuno von Daun-Oberstein kehrte tatsächlich zurück, verehelichte sich auf Anraten einiger Freunde und führte das Geschlecht fort; er wurde zum Stammvater aller nachmaligen Herren von Daun-Oberstein.